Emscherland-Akkordeon-Orchester
Herne e.V.
1953

Black Mountain

Montaigne Noire, Massif central, Frankreich. Foto: Christian Ferrer, CC BY-SA 3.0, Wikimedia Commons

 

Nach der Pause, zu Beginn der zweiten Hälfte des Jahreskonzertes 2022, hat Friedhelm Inkmann, Mitspieler im Ersten Orchester und EAO-Vorstandsmitglied, ein paar Gedanken zum "Schwarzen Berg" mit dem Publikum geteilt. Das hat sich etwa so angehört:

Der schwarze Berg, „Black Mountain“ vom 45jährigen britischen Komponisten Ian Watson, ist eine Originalkomposition fürs Akkordeonorchester.

Dieses Werk ist in den letzten ein oder zwei Jahren außerordentlich beliebt geworden. Erst am 23. Oktober, zwei Wochen vor dem EAO-Jahreskonzert, hat das Landesjugend-Akkordeonorchester Black Mountain in Essen aufgeführt. Das Erste Orchester des EAO wollte es schon 2020 im KuZ in Herne spielen, ist damals aber durch Corona ausgebremst worden. Ian Watson selbst hat seine Suite 2019 in Innsbruck uraufgeführt, EAO-Mitglieder haben sein Orchester dort beim 13. World Music Festival gehört und waren begeistert von diesem Werk.

Die Suite gehört zum Genre Programmusik, beschreibt also Ereignisse und Landschaften und läßt uns Stimmungen assoziieren. Genau so, wie das schon Antonio Vivaldi in seinen Vier Jahreszeiten gemacht hat (übrigens mit auskomponiertem Gewitter in „L’Estate“, dem Sommer, Spätsommer wahrscheinlich) oder Ludwig van Beethoven in seiner 6. Sinfonie, der Pastorale, auch mit kräftigem Gewitter im vierten Satz, oder Richard Strauß in seiner Alpensinfonie, natürlich mit Gewitter, und was für einem! Die Alpensinfonie weist schon auch eine gewisse Parallele zu Black Mountain auf. Denn hier wie dort geht es um eine Bergbesteigung, um das gewaltige, auch bedrohliche Panorama eines Bergmassivs, die lauernden Gefahren, aber auch um das Glück, alle Widrigkeiten meistern zu können und am Ende auf dem Gipfel zu stehen, die Befriedigung, es geschafft zu haben, und die Freiheit, in der beginnenden Nacht die Sterne in der klaren Luft leuchten zu sehen und – ein bißchen Pathetik sei gestattet - sich eins zu fühlen mit der Welt und dem Universum.

Allerdings: Bei Ian Watson gibt es kein Gewitter – dafür ein Ungeheuer, The Beast of Black Mountain. Der kräftige Paukenschlag am Ende des ersten Satzes mag schon darauf hindeuten, daß es bald gefährlich wird, und der zweite Satz assoziiert gleich zu Beginn eine gewisse Unsicherheit in der Wandergruppe, wahrscheinlich hat man Gerüchte gehört, daß an diesem Berg irgendwas nicht geheuer ist. Jedenfalls erblickt man sie plötzlich, die Bestie, atemlose Stille, dann Vorbereitung auf die unvermeidbare Auseinandersetzung, schließlich der Kampf und sein glückliches (?) Ende. „During this fight, there is a death“, schreibt Ian Watson, vermutlich ist das Ungeheuer tot.

Aber paßt das zu dem sehr melodiösen, sehr schönen Klagegesang im dritten Satz? Oder ist doch einer der Wanderer zu Tode gekommen? Aber dann hätte die Gruppe ihren Weg sicher nicht fortgesetzt. Es bleibt unklar, was wirklich passiert ist. Vielleicht ist das Klagelied sogar eine Metapher auf die Überheblichkeit der Menschen, sich die Welt untertan machen zu wollen und dabei ständig Unheil anzurichten? Jeder möge anhand der Musik selbst hören und fühlen, was sich da ereignet haben mag.

Jedenfalls, im vierten Satz erreicht die Gruppe den Gipfel, es ist schon dunkel, der Halbmond steht am Himmel, die Sterne funkeln. Die Musik läßt uns die Großartigkeit dieses Momentes bewußt werden. Aber man vergesse darüber nicht das Schicksal des Ungeheuers, das ja vielleicht gute Gründe hatte, seinen schwarzen Berg zu verteidigen.

Ian Watson ist mit diesem Werk ein Geniestreich gelungen.

 

Zum Seitenanfang…

Powered by Website Baker | Zuletzt geändert am 11.12.2022 um 14:05

Copyright © 2016 Emscherland-Akkordeon-Orchester